Sie haben eine Geschichte zur Eisenbahn in Bamberg aus der guten alten Zeit zu erzählen? Sie haben Dokumente und Bilder zur Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte der Stadt Bamberg, über den Eisenbahnbau und -betrieb oder (ehemals) ansässige Betriebe? Halten Sie mit uns die Geschichte lebendig, setzen Sie sich mit uns in Verbindung (info@modellbahn-bamberg.de)!


Der Verkehrsknoten Bamberg

Straße, Wasser und Schiene

Straßen, Kanäle und Schienenstränge sind die pulsierenden Verkehrsadern, die Städte und Dörfer verbinden. Gelegen an alten Handelsstraßen war Bamberg mit Eröffnung des Ludwigskanals 1843 und der Ludwigs-Süd-Nordbahn 1844 frühzeitig mit allen Verkehrsträgern eng verbunden. Eng galt hierbei im wahrsten Sinne des Wortes, durchzogen doch alle drei Verkehrswege dicht nebeneinander liegend die Region:

 

Von Poppenreuth bis Bamberg bleibt dieselbe [Ludwigs-Süd-Nordbahn] immer in der Nähe des Ludwigcanals, der Rednitz und der Nürnberg-Bamberger Strasse. Bei Erlangen ist sie mittels eines 1050 Fuss langen Tunnels unter dem Burgberg durchgeführt; bei Forchheim überschreitet sie das Thal der Wiesent. Der Bahnhof Bamberg befindet sich hinter Sct. Gangolph in der Nähe der Kettenbrücke, welche den einzigen Uebergangspunct über den Arm der Regnitz bildet.“ (Bauernfeind, 1845)

 

Damit ist Bamberg und sein Umland verkehrsgeschichtlich gesehen hochinteressant und bietet, nicht zuletzt für die Umsetzung ins Modell, eine Vielzahl spannender Themen und Motive.

1844: Bamberg bekommt einen Bahnanschluss

Im Jahre 1844 wird die 62,4 km lange Teilstrecke der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Bamberg nach Nürnberg eröffnet und dem planmäßigen Betrieb übergeben - Bamberg hat einen Bahnanschluss. Bereits 10 Jahre später, also 1854, sind die letzten Lücken der Süd-Nord-Bahn geschlossen, sodass die Verbindung nun von Lindau über Augsburg, München, Nürnberg, Bamberg, Kulmbach und Hof bis an die bayerisch-sächsiche Landesgrenze reicht.

Abb. 1: Blick auf Bamberg, im Vordergrund die hölzerne Einstiegshalle des ersten (provisorischen) Bahnhofs im Eröffnungsjahr 1844.

(Quelle: Marggraff, 1894)

1846, also erst zwei Jahre nach der Eröffnung der Bahn, erhielt Bamberg dann endlich auch sein erstes vollumfängliches Empfangsgebäude, welches wohl den Kern des heutigen Empfangsgebäudes bildet. Zuvor waren die Reisenden in einem provisorischen, auf die Schnelle errichteten Behelfsbau abgefertigt worden, welcher sich in etwa auf dem heutigen Areal des Einkaufszentrums "Atrium" befand. Im Laufe der Jahrzenhnte kamen weitere Hochbauten der Eisenbahn hinzu, neben Gebäuden für Verwaltung und Güterabfertigung auch technische Einrichtungen. Und auch die Post siedelte sich in Bahnnähe an, ebenso wie zahlreiche Hotels und Industriebetriebe.

Abb. 2: Die Ludwigs-Süd-Nordbahn auf Höhe des Erlanger Burgberg-Tunnels im Eröffnungsjahr 1844.

(Quelle: Kleinknecht, 1844)

Wenn die Streckenführung sich auch weitestgehend entlang bestehender Straßen und des Ludwigkanals orientierte, wartete die Bahnlinie mit beeindruckenden Tiefbauten auf. Darunter zuvorderst der Erlanger Burgbergtunnel (s. Abb. 2), welcher mit seiner mehr als 170-jährigen Geschichte der älteste Eisenbahntunnel Bayerns ist. Und obwohl die Strecke Nürnberg-Bamberg erst eingleisig ausgeführt wurde, bewiesen die damaligen Planer bereits Weitsicht, denn der Tunnel wurde von Anfang an für den zweigleisigen Ausbau ausgelegt. Auch heute noch durchfahren die Züge den Burgberg durch eben diesen Tunnel, allerdings nicht mehr alle. Seit 2017 läuft ein Teil des Zugverkehrs neben dem alten Tunnel durch einen weiteren, neuen zweigleisigen Tunnel.


1852: Bamberg wird Eisenbahnknotenpunkt

Die ersten Teilabschnitte der in Bamberg abzweigenden Ludwigs-West-Bahn über Haßfurt nach Schweinfurt gehen 1852 in Betrieb, 1854 folgen die Abschnitte über Würzburg und Aschaffenburg bis zur bayerisch-hessischen Landesgrenze bei Kahl am Main. Das Streckennetz der Bayerischen Staatsbahnen hat nun eine Gesamtlänge von fast 1.000 km.

Abb. 3: Maßzeichnung einer Schnellzuglokomotive der Firma Maffei (München), Baujahr 1854, Achsfolge 1 A 1.

(Quelle: Heusinger von Waldegg und Clauss, 1858)

Mit fortschreitendem Streckenausbau entwickelt sich zunehmend der deutsche Lokomotivbau zu einem florierenden Wirtschaftszweig. Wurden die eingesetzten Lokomotiven zu Beginn meist noch aus dem Ausland importiert, treten nun erste erfolgreiche deutsche Konstruktionen auf den Plan. Abb. 3 zeigt eine Schnellzuglokomitve für die bayerischen Staatsbahnen aus dem Jahre 1854, produziert bei der Firma Maffei in München. Gut zu erkennen ist die noch starke äußerliche Ähnlichkeit mit Lokomotiven aus englischen Werkstätten, wie etwa dem Adler, der Lokomotive der ersten deutschen Eisenbahn.


1908: Erschließung des Umlandes

Die 13,7 km lange Nebenstrecke von Bamberg nach Scheßlitz (das Schääzer Bockerla) wird eröffnet. Damit erhält auch das Bamberger Umland Anschluss an das Schienennetz, welches seit der Mitte des vorherigen Jahrhunderts beständig gewachsen war. Mit steigendem Personen- und Güteraufkommen wuchsen auch die Gleisanlagen des Bahnhofs, mehr und mehr Industriebetriebe erhielten ihren eigenen Gleisanschluss, und auch manches Gebäude wurde aufgestockt und umgebaut. Im Jahre 1909 erhielt das Empfangsgebäude seinen letzten maßgeblich Anbau, einen Mittelpavilion, ursprünglich Schalterhalle und heute Reisezentrum und  Zeitschriftengeschäft.

Abb. 4: Maßzeichnung der Heißdampf-Vierzylinder-Verbundlokomotive der Gattung S3/6 der Firma Maffei (München), Baujahr 1908, Achsfolge 2 C 1. (Quelle: Garbe, 1924)

Im gleichen Jahr erobert die erste Bauserie der bayerischen S3/6, eine der wohl berühmtesten deutschen Dampflokomotiven, die Gleise der bayerischen Staatsbahn (s. Abb. 4). Konzipiert für den schweren Schnellzugdienst, durchfährt diese Gattung auf ihrem Weg von München nach Berlin in den folgenden Jahrzehnten regelmäßig Bamberg.


Quellen:

  1. Bauernfeind, C. M. von (1845): Beschreibung der Königl. Bayerischen Staats-Eisenbahn. Verlag von J. L. Schrag, Nürnberg.
  2. Deutsche Reichsbahn (1935): Die deutschen Eisenbahnen in ihrer Entwicklung 1835-1935. Reichsdruckerei, Berlin. Nachdruck Dumjahn (1984), Mainz.
  3. Garbe, R. (1924): Die zeitgemäße Heißdampflokomotive. Verlag von Julius Springer, Berlin.
  4. Heidrich, N. und Kempf, N. (1995): Chronik des Bahnhofs Bamberg. Verlag Wolfgang Bleiweis, Schweinfurt.
  5. Heusinger von Waldegg, E. und Clauss, W. (1858): Abbildung und Beschreibung der Locomotive-Maschine. Verlag von Kreidel und Niedner, Wiesbaden.
  6. Kleinknecht, L. V. (1844): Allgemeiner Taschen-Atlas der Europäischen Eisenbahnen. 1 Abtheilung: Münchner-Augsburger & Nürnberg-Bamberger-Eisenbahn. Kunstverlag, Schweinfurt.
  7. Marggraff, H. (1894): Die Kgl. Bayerischen Staatseisenbahnen in geschichtlicher und statistischer Beziehung. Gedenkschrift zum fünfzigsten Jahrestage der Inbetriebsetzung der ersten Staatsbahnstrecke Nürnberg-Bamberg am 1. Oktober 1844. Verlag R. Oldenbourg, München.